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Reichenstein erstmals Schweizer Meister – Joueur und Bodan steigen ab

ma - Die im basellandschaftlichen Reinach spielenden Schachfreunde Reichenstein sind zum ersten Mal Schweizer Mannschaftsmeister. Sie holten an der Nationalliga-A-Doppelschlussrunde in Riehen als einziges der vier Topteams mit Titelchancen drei Punkte aus zwei Partien (5½:2½-Sieg gegen Luzern, 4:4-Unentschieden gegen Zürich) und verwiesen Titelverteidiger Zürich um einen sowie Biel um zwei Punkte auf die Ehrenplätze.

Damit geht der Titel erstmals seit 1995, als die mittlerweile aufgelöste Schachgesellschaft Allschwil zum achten und letzten Mal Meister wurde, wieder in die Regio Basiliensis. Dass der langjährige Captain Jürg Flückiger den Meisterpokal in Empfang nehmen konnte, war insofern logisch, als sein Team in den beiden vergangenen Jahren jeweils Vizemeister geworden war – 2004 hinter Biel, 2005 hinter Zürich. Zudem blieben die Baselbieter in dieser Saison als Einzige ungeschlagen. Neben sechs Siegen, darunter in der 3. Runde gegen Biel (4½:3½), spielten sie dreimal 4:4 unentschieden: in der Startrunde gegen Mendrisio, in der 7. Runde gegen Absteiger Joueur Lausanne (!) und im letzten Match gegen Zürich. Reichenstein reichte in der Schlussrunde ein Unentschieden gegen Zürich, weil der Titelverteidiger tags zuvor gegen Biel ebenfalls 4:4 gespielt hatte. Biel seinerseits verlor im letzten Durchgang gar noch gegen Luzern, das die NLA bis zur 5. Runde angeführt, sich aber mit drei Niederlagen in den Runden 6 bis 8 aus dem Titelrennen verabschiedet hatte. Allerdings hätte Biel gegen Luzern 7½:½ gewinnen müssen, um Reichenstein bei Punktgleichheit dank der besseren Einzelpunkte noch abfangen zu können.

Obwohl Reichenstein mit insgesamt nur neun eingesetzten Spielern die homogenste Mannschaft stellte, ragte ein Quartett besonders heraus. IM Jean-Noël Riff war mit 7½ Punkten aus neun Partien wie in der vergangenen Saison der erfolgreichste NLA-Spieler, verpasste aber wiederum eine Grossmeister-Norm, weil er zu wenig starke Gegner dafür hatte. IM Lorenz Drabke holte 6½ aus 9, GM Andrei Sokolow und FM Peter Kühn je 6 aus 9. Für Kühn bedeutete dieses Resultat gleichzeitig die dritte IM-Norm. Der 30-jährige Deutsche wird damit den Titel eines Internationalen Meisters bekommen. Ebenfalls eine IM-Norm erzielte der für Wollishofen spielende FM Rico Zenklusen mit 5½ Punkten aus 9 Partien. Die beiden Schweizer IM Claude Landenbergue (Biel) und IM Gian-Luca Costa (Mendrisio) holten zwar wie IM Lorenz Drabke 6½ Punkte aus neun Partien, verpassten zu GM-Norm aber wegen zu schwacher Gegner.

Mit Joueur Lausanne und Bodan Kreuzlingen kehren die beiden letztjährigen Aufsteiger auf direktem Weg in die Nationalliga B zurück. Während der Abstieg der ohne Punkt gebliebenen Thurgauer schon längerer Zeit feststand, war die Relegation für die Waadtländer äusserst bitter. In der allerletzten von insgesamt 360 NLA-Partien verlor der für Joueur spielende Engländer Anthony Kosten das Grossmeister-Duell gegen Jörg Hickl (Riehen), womit die Basler 4½:3½ gewannen. Hätte Kosten remisiert, wäre Joueur punktgleich mit Wollishofen gewesen, und die Zürcher hätten trotz ihres 4½:3½-Schlussrundensiegs gegen Mendrisio aufgrund der schlechteren Einzelpunktwertung absteigen müssen.

Wer Joueur und Bodan ersetzt ist noch offen, finden die beiden letzten Runden der Nationalliga B doch erst am 22. Oktober und 5. November statt.

Nationalliga A, 8. Runde

Zürich - Biel 4:4 (Kortschnoi - Milov 0:1, Gabriel - Gallagher 1:0, Jenni - Bauer ½:½, Vogt - Landenbergue ½:½, W. Hug - Pelletier 0:1, Brunner - Domont ½:½, Friedrich - Bohnenblust ½:½, Grünenwald - Leuba 1:0).

Reichenstein - Luzern 5½:2½ (Sokolow - Dautow 0:1, Hort - Papa 1:0, Wirthensohn - Züger 1:0, Volke - Almada 1:0, Riff - Lötscher ½:½, Kühn - Kurmann 1:0, Weindl - Adler ½:½, Drabke - Räber ½:½).

Riehen - Mendrisio 4½:3½ (Ekström - Istratescu 0:1, Hickl - Bellini 1:0, Herbrechtsmeier - Costa 0:1, Buss - Mantovani 1:0, Schmidt-Schäffer - Vezzosi ½:½, Giertz - Aranovitch ½:½, Kiefer - Karl ½:½, Allemann - Sässeli 1:0).

Winterthur - Wollishofen 4½:3½ (Jussupow - Prusikin ½:½, Sutter - O. Moor ½:½, Forster - Zenklusen 1:0, Ballmann - R. Moor 1:0, Kümin - Hochstrasser 0:1, Kelecevic - Fierz ½:½, Huss - Umbach ½:½, Georges - Mäser ½:½).

Joueur Lausanne - Bodan Kreuzlingen 6½:1½ (Renet - Zeller ½:½, Kosten - Knödler ½:½, Lehtivaara - Wildi 1:0, Sermier - Schmid 1:0, Burnier - Monteforte 1:0, Ch. Lamoureux - Timeus 1:0, Vesin - Ammann ½:½, Bucher - Knaus 1:0).

Nationalliga A, 9. Runde

Zürich - Reichenstein 4:4 (Gabriel - Sokolow 0:1, Kortschnoi - Hort 1:0, Vogt - Wirthensohn ½:½, Jenni - Volke 1:0, Brunner - Kaenel ½:½, W. Hug - Kühn ½:½, Friedrich - Riff 0:1, Grünenwald - Drabke ½:½).

Luzern - Biel 5½:2½ (Dautow - Milov ½:½, Papa - Pelletier 1:0, Züger - Gallagher ½:½, Almada - Bauer 0:1, Lötscher - Landenbergue ½:½, Kurmann - Domont 1:0, Adler - Leuba 1:0, Räber - Bohnenblust 1:0).

Mendrisio - Wollishofen 3½:4½ (Istratescu - Prusikin ½:½, Bellini - O. Moor ½:½, Costa - Hochstrasser ½:½, Mantovani - R. Moor 1:0, Vezzosi - Zenklusen 0:1, Aranovitch - Fierz ½:½, Karl - Mäser 0:1, Sässeli - Umbach ½:½).

Riehen - Joueur 4½:3½ (Buss - Renet 0:1, Hickl - Kosten 1:0, Ekström - Ch. Lamoureux 1:0, Schmidt-Schäffer - Lehtivaara ½:½, Giertz - Burnier 1:0, Flückiger - Sermier ½:½, Allemann - Vesin 0:1, Herbrechtsmeier - Bucher ½:½).

Bodan - Winterthur 2:6 (Zeller - Jussupow 0:1, Knödler - Forster 0:1, Wildi - Kümin 0:1, Schmid - Sutter 0:1, Monteforte - Huss 0:1, Timeus - Ballmann ½:½, Ammann - Gattenlöhner 1:0, Knaus - Kelecevic ½:½).

Schlussrangliste nach 9 Runden

1. Reichenstein 15 (43½/Schweizer Meister 2006). 2. Zürich 14 (43). 3. Biel 13 (39). 4. Luzern 12 (40½). 5. Mendrisio 9 (37½). 6. Winterthur 8 (36½). 7. Riehen 8 (35). 8. Wollishofen 6 (32½). 9. Joueur 5 (34½/Absteiger). 10. Bodan 0 (18/Absteiger).

Die erfolgreichsten Spieler

IM Jean-Noël Riff (Reichenstein) 7½ Punkte aus 9 Partien, IM Lorenz Drabke (Reichenstein), IM Claude Landenbergue (Biel) und IM Gian-Luca Costa (Mendrisio) je 6½/9, GM Andrei Sokolow, FM Peter Kühn (beide Reichenstein), GM Yannick Pelletier (Biel), GM Rustem Dautow (Luzern) und GM Jörg Hickl (Riehen) je 6/9, GM Viktor Kortschnoi (Zürich) und GM Vadim Milov (Biel) je 6/8.

Appell aller Nationalliga-A-Spieler an die beiden Weltmeister

Einige an der Nationalliga-A-Schlussrunde in Riehen im Einsatz stehenden Spieler unterschrieben einen offenen Brief an die beiden Weltmeister Weselin Topalow und Wladimir Kramnik. Sie forderten die beiden Spieler auf, ihren Match in Elista fortzusetzen, weil die Schachwelt endlich einen einzigen Weltmeister brauche und der Imageschaden für den Schachsport im Falle eines Abbruchs der WM unabsehbar wäre.
[01.10.2006 21:03:21]